BUENOS DÍASBETES!

Ich habe entschieden, den heutigen Beitrag mit diesem wunderbaren Wortwitz zu beginnen. Es besteht das Risiko, dass die meisten Leut nach dieser Begrüßung aufhören zu lesen, aber ich bin gewillt es einzugehen. Ihr könnt froh sein, dass mein Blog nicht Dia-Beat-This! heißt. 

Seien wir mal ehrlich. Man kann Diabetes nicht besiegen. Man hat es bis zum Rest seines Lebens. Und man muss sich mit seinem inneren Monster anfreunden und Hand in Hand gehen, denn sonst kommt man nicht weit - am besten über eine blumige Wiese mit ganz vielen Honigbienen. Der einzige Ort, der einen immer mit offenen Armen und 7 Stunden Wartezeit empfängt, ist die Notaufnahme. Egal ob auf Island, in Portugal oder Kroatien. Und natürlich immer wieder sonntags! 

Um mal näher darauf einzugehen: Ich reise unglaublich gerne. Und wenn ich sage „reisen“, dann meine ich wirklich „reisen“. Non-Stop auf Achse, Auto gemietet, Rucksack gepackt und hit the road! Dass das für Normalsterbliche schon anstrengend genug ist, ist klar. Was viele jedoch nicht wissen ist, dass Diabetiker (schlecht eingestellte zumindest) schneller erschöpft und durch die Immunschwäche leichter angreifbar sind, als gesunde Menschen. 

Das führte zum Beispiel dazu, dass ich nach der ersten Nacht des Zeltens auf dem kalten Island mit dem Anfangsstadium einer Lungenentzündung im Krankenhaus landete, bei einem Arzt, der der Meinung war, man müsse bei hohem Blutzucker generell 17 Einheiten spritzen, um diesen wieder zu senken (ich dachte eigentlich er wolle mir helfen und mich nicht ins Grab katapultieren, aber okay). 

Zu dem Berechnen von Einheiten komme ich gleich. 

Nach einer guten Dosis Antibiotika und Parakodein (be blessed) überstand ich, 130€ leichter, den Roadtrip des Jahrhunderts mit viel Spaß und atemberaubenden Erinnerungen. Ein kleiner Fakt nebenbei: Wusstet ihr, dass es auf Island bei einer Fläche von 103.125 km2 und einer Bevölkerungsdichte von 3,4 Einwohnern pro km2 nur DREI Krankenhäuser gibt? Könnt euch vorstellen, wie lange wir gefahren sind, um eins zu finden. Nebenbei haben wir noch einen Geysir besichtigt. Der Schwefelgeruch war wie Balsam für meine Lunge. Ich hätte eigentlich einen Blog über den Krankenhausservice weltweit starten sollen, denn ich komme nicht drum rum, mindestens eins davon in jedem Land mal besucht zu haben. 

Zurück zu den Insulineinheiten und Mathe. Diabetes fördert das Kopfrechnen oder frustriert Diabetikern, die zusätzlich an Dyskalkulie leiden. Beim Basis-Insulin ist es noch einfach: Die Einheiten werden meist durch das Gewicht vorgegeben und je nachdem werden dann abends jeweils die Einheiten des Insulins gespritzt, die der Körper dann langsam in den folgenden 24 Stunden verarbeitet. Als zweites Insulin hat man dann entweder ein normales Insulin (es muss ein Spritz-Ess-Abstand gehalten werden, dafür wirkt es aber länger) oder ein schnell wirkendes Insulin (spritzen und sofort Essen). In meinem Fall nehme ich das Humalog (schnell-wirkend) in Form eines Pens (Spritze), der dann idealerweise vor dem Essen in den Bauch gespritzt wird.

Es müssen mehrere Faktoren beachtet werden:
- Zielwert-Blutzucker (bei mir momentan 140mg/dl)
- der aktuelle Blutzucker (sagen wir mal 250mg/dl) - Da ich auf 140mg/dl runter will, korrigiere ich zusätzlich den überschüssigen Blutzucker, rechne die Kohlenhydrate in Broteinheiten um und spritze dementsprechend. 
- die Broteinheiten (BE), die verspeist werden (25 g Brötchen = 1 BE)
- und der Faktor (bei mir in der Früh z.B. 3 Einheiten)

Man könnte meinen das ganze Kopfrechnen und Schätzen mache mir meinen Appetit kaputt und verderbe mir den Spaß am Essen. Leider nicht. Würde mir einige überschüssige Kilos ersparen. Wahrscheinlich habt ihr euch den Zahlensalat gar nicht durchgelesen. Ich würde mich damit auch nicht freiwillig abgeben wollen, aber da ich die aufklärerische Autorin hier bin, bin ich gezwungen auch mal unangenehme Themen aufzugreifen und niederzuschreiben. 

Bis zum nächsten Mal!
"Somewhere nowhere"
Island, 2018

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