LIEBLINGSZEIT: BAUCHFREIE ZEIT!

Guten Morgen erst mal. Ich sitze nach langer Zeit endlich mal wieder vor dem Bildschirm und mache was anderes, als mir meinen Semesterplan anzuschauen und zu heulen. Zeit, euch wieder mit Diabetiker-Geschichten zu belästigen. 

Wir haben 08:00 morgens an einem Mittwoch, 3 Grad und 15 Minuten Verspätung der Deutschen Bahn. Letzteres ist wohl am uninteressantesten, da es sogar häufiger vorkommt, als der Tag Mittwoch im Zeitraum eines Jahres. 

Wo ist der Sommer? Wo ist die Sonne? Und ich sehne mich nicht nur danach, um faul in der Gegend rumliegen zu können. Neben der Tatsache, dass ich wohl ein Reptil bin und Sonneneinstrahlung brauche, um Wärme zu erhalten, da ich keine eigene produziere, dient der Sommer der bauchfreien Kleidung! (oder keiner). Diese dient in erster Linie natürlich dazu, meinen wohlgeformten Sixpack zur Schau zu stellen, aber auch das handliche und schnelle Spritzen sind neben den Sonnenstrahlen eine Wonne. 

Heute Mal ein Luxusproblem: Spritzen im Winter! 

Herrlich.
Da sitzt man morgens bei 3 Grad am Gleis, wartet eine Ewigkeit, zieht sich ein Brötchen rein und vergisst dabei, dass man ja dafür auch spritzen muss. Was nun? Warten bis die verspätete Bahn endlich mal ankommt und dabei riskieren, den Blutzucker durch die Decke schießen zu lassen oder einen kleinen Striptease einlegen, die Wartenden verschrecken, während man sich wie ein Junkie das Insulin reinpfeift und dafür einen guten Blutzucker genießt?

Letzteres natürlich. Also zieht man erst mal die Handschuhe aus, knöpft die Cordjacke auf, legt den langen Schal zur Seite, zieht die erste Schicht Pullover und den darunter liegenden dünnen Rollkragenpulli hoch und zu guter Letzt, mit der letzten verbleibenden Kraft im kleinen Finger, das Unterhemd. Ohne das Unterhemd ist man nämlich nach Angaben meiner Balkan-Großeltern kein vollwertiger Mensch und man holt sich den unausweichlichen Nierentod. 

Nachdem man also diese ganzen Schichten mit der einen Hand festhält und sich bemüht die Spritze richtig zu halten, gelangt das heiß ersehnte Insulin nun endlich in meinen Körper. 

„Tut das aber nich weh? :o“

Nein. Hier eine kurze Erklärung: 

Die Angst vor dem Spritzen hat verschiedene Gründe. Ob man nun als Kind von Impfungen oder der Betäubungsspritze beim Zahnarzt traumatisiert wurde, Spritzen werden von den meisten Menschen als etwas Schlimmes angesehen. Nach einer Beratung wird den meisten Patient*innen mit Diabetes klar, dass die Ängste unbegründet sind und die Vorteile einer rechtzeitigen Insulin-Behandlung überwiegen (überleben ist ja dann doch ganz attraktiv). Das erste Spritzen ist immer eine Überwindung: Es ist ja doch eine bewusste „Verletzung“ der Haut. Die Angst vor Schmerzen ist aber unbegründet. Die Nadeln sind sehr dünn und so geschliffen, dass der Einstich kaum gespürt wird. Die meisten Patient*innen mit Diabetes führen nach kurzer Anleitung die Spritzbehandlung ohne Ängste und Probleme selbständig durch. Manchmal trifft man eine kleine Vene und es wird blau, aber das kommt eher selten vor. 

Ich persönlich spritzte mir mit 5 Jahren das erste Mal Insulin. Damals waren die Nadeln sogar dicker und auch meine Oberschenkel waren nicht die beste Wahl, denn diese sind durch die Muskeln viel empfindlicher, schmerzen mehr und hinterlassen blaue Flecken.

Meine Wahl also: Der Bauch. Hier gilt zu beachten, die Spritzstellen immer ordentlich zu wechseln, denn bei Benutzung der gleichen Stelle kommt es zu Fettgewebeveränderung,  sogenannten „Spritzbeulen“. Dazu nächstes Mal mehr. 

Bis dann!


"Standard Winter-Outfit"
Island 2018

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